Zum Korrektor geboren?

Um zu verstehen, wie unser Gehirn beim Korrekturlesen arbeitet, richten wir den Blick auf unsere Aufmerksamkeit, unsere Wahrnehmung und Lesegewohnheiten. Sie beeinflussen das Korrekturlesen in erheblichem Maße. Entscheidend dabei ist die Art, wie wir einen Text erfassen, in welche Bestandteile wir ihn zerlegen und was mit dem Wahrgenommenen in unserem Gehirn geschieht.

Gibt es Menschen, die sich zum Korrekturleser besonders eignen? Die Antwort ist eindeutig: Ja. Menschen, die eine sogenannte „fixierende“ Aufmerksamkeit besitzen, sind in der Lage, sich über einen längeren Zeitraum intensiv auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Diese Menschen lesen langsamer, aber gründlich. Sie nehmen wenig von dem wahr, was um sie herum geschieht.

Das Gegenteil dieser Personengruppe sind Menschen, die man heute als „multitasking-fähig“ bezeichnet. Ihren Aufmerksamkeitstyp nennt die Wissenschaft „fluktuierend“. Studien zufolge lesen sie schneller, aber weniger aufmerksam. Sie erfassen vieles um sich herum, können sich aber nur kurz auf ein Detail konzentrieren. Redakteure mit fluktuierender Aufmerksamkeit haben es beim Korrekturlesen schwerer, weil für diese Aufgabe die fixierende Aufmerksamkeit von Vorteil ist. Diese These teilt besser Korrektur lesen mit Werner Kreutzmann in seinem 1962 erschienenen Buch „Die Praxis des Korrekturlesens“.

Die meisten Menschen entsprechen keinem der beiden Aufmerksamkeitstypen zu 100 Prozent. Sie ordnen sich in dem breiten Feld dazwischen ein.