Die verschiedenen Lesegewohnheiten lassen sich, gestaffelt nach der Ausprägung der Lesefähigkeit, in vier Ebenen unterteilen.
Buchstabe für Buchstabe lesen (1. Ebene) Ungeübte Leser setzen beim Lesen die Wörter aus einzelnen Buchstaben zusammen, ähnlich wie Kinder, die das Lesen lernen. In diesem Stadium des Lesens als kognitive Wahrnehmung geht es ausschließlich darum, das Geschriebene inhaltlich zu erfassen und zu verstehen.
Das Wort als Bild wahrnehmen (2. Ebene) Geübtere Leser erkennen Wörter als Bilder. Das geschieht aber nur, wenn ein Wort bereits häufig in genau der gleichen Schreibweise gelesen wurde. Dann gleicht das Gehirn dieses Wort mit den bereits gespeicherten, weil häufig gelesenen Wörtern ab und ordnet es einem dieser Wörter zu. Das Gehirn schließt sofort alle Wörter von diesem Prozess aus, deren Form stark von der des soeben wahrgenommenen Wortes abweicht. Je feiner dieser Ausschluss erfolgt und je schneller dieser Prozess abläuft, desto flüssiger wird das Lesen.
Schnell lesen (3. Ebene) Die nächste Ebene der Lesegewohnheit ist das Schnelllesen. Dabei erfasst das Gehirn Satzteile oder ganze Sätze mit einem Blick – eine Fähigkeit, die ein noch intensiveres Lesetraining erfordert. Beim Schnelllesen ist einzig der Inhalt des Textes relevant und soll zügig in Information umgesetzt werden. Stil und Wortwahl stehen bei dieser Lesart nicht im Vordergrund.
Selektiv lesen (4. Ebene) Beim selektiven Lesen, auch Querlesen genannt, werden aus einer großen Textmenge Schlagwörter oder bestimmte Wortgruppen herausgefiltert. Bei dieser Technik geht es nicht um das schnelle Erfassen von Inhalten, sondern um die gezielte Suche nach Begriffen.
In der Praxis bleibt es aber nicht bei einer Lesetechnik; mal wird schnell gelesen, mal werden Passagen auf der Suche nach interessanten Informationen „überflogen“, und bei unbekannten Begriffen setzt mitunter auch der versierte Leser das Wort aus Buchstaben zusammen.